Dr. Margit Naarmann erhält Niels-Stensen-Preis
Die Wahl für die Verleihung des vierten Niels-Stensen-Preises fiel auf Dr. Margit Naarmann. Diese Preisträgerin hat sich schon im Studium mit dem Judentum und dem Holocaust in der ostwestfälischen Region beschäftigt. Ihre Dissertation mit dem Titel: „Die Paderborner Juden 1802-1945 --- Emanzipation, Integration und Vernichtung“ ist ein bedeutender Beitrag zur Geschichte der Juden in Westfalen.
Systematisch hat Frau Dr. Naarmann in aller Welt nach den ehemaligen jüdischen Familien aus der Stadt gesucht und ist nach aufwendigen Recherchen in Archiven und Inseraten in jüdischen Zeitungen fündig geworden, so dass sie mit nahezu allen jüdischen Familien Paderborns Kontakt bekam. Als Ergebnis ihrer privaten Sucharbeit resultieren die Anschriften von 300 Paderborner Juden, die biographischen Daten mit Emigrations- bzw. Deportations-Zielen und die Adressen der Überlebenden. Diese stellte sie der Stadt Paderborn zur Verfügung, die alle Überlebenden in die „alte“ Heimat einlud. Frau Dr. Naarmann hat durch freundschaftliche und sehr persönliche Kontakte mit den Überlebenden diesen wieder ein positives Heimatgefühl geschenkt. Für die ehemaligen Mitbürger, die aus Alters- oder emotionalen Gründen nicht mehr nach Paderborn kommen können, stellt sie das Bindeglied zur Heimat dar, indem sie durch zeitaufwendigen Briefkontakt „Neues aus Paderborn“ berichtet. Frau Dr. Naarmann hat dokumentiert, dass die Fragen nach dem Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger nicht von Institutionen, sondern von Einzelpersonen, die sich dem Gedenken und den Menschen verpflichtet fühlen, ausgehen. Mit diesem Preis wurde vom Lions Club ausgezeichnet: Das ehrenamtliche Engagement, die jahrzehntelange wissenschaftliche und sozial-karitative Arbeit bezüglich der Opferfamilien des Holocausts, der uneigennützige Einsatz für die Gesellschaft besonders für die Stadt Paderborn und das bewusste Bürgerverständnis, welches sich in der Aufarbeitung der unangenehmen Vergangenheit dokumentiert. Frau Dr. Margit Naarmann stellte das Preisgeld von 2.500 Euro der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek zur Verfügung, um eine hebräische Bibel aus dem 16. Jahrhundert zu restaurieren.